Morgen Ihr lieben CBX-Fans,
da ich derzeit leider immer noch kränklich darnieder liege und viel Blut verliere, habe ich mal die Zeit genutzt und die alten Festplatten ein bisschen aufgeräumt und ausgemistet- das geht auch ohne große Anstrengung im Liegen.
Ich hatte ja schon früher in diesem spannenden Tröt, aus dem wir alle schon soo viel gelernt haben, erwähnt, dass das Problem mit falschen Lagerpassungen nicht zu unterschätzen ist, speziell bei der CBX und einigen baugleichen Motoren. Die mögen das gar nicht haben, sind dann echt Mimosen.
Allerdings war dass das Basiswissen bevor das Superöl von Alpha-Centauri über die Milchstraße hier eingeführt wurde und seitdem jedes Gleitlagerproblem geräuschlos und ohne jede weitere Anstrengung löst.
Was für eine geile Weiterentwicklung, da bin ich so dankbar für Deinen Hinweis damals, viele andere hier sicher auch.
Denn vorher, also vor der Alpha-Centauri-Zeit, sah das noch GANZ anders aus.
Deshalb nur mal beispielhaft EIN Fall aus meiner langjährigen Schrauberpraxis – mit der Besonderheit, dass das live hier vor Ort passiert ist, Halleluja.
Der Kumpel kommt also mit seiner CBX (ProLink) hier morgens an und will paar Shims haben für seinen Motor, weil die Ventile seit zwei Tagen so komisch tickern.
Ok, aber welche denn aber?
Versteht er nicht: „Alter, die runden Scheiben die da oben rein kommen“.
Ach so, nee, dann ist klar.
Ich frag ihn nach der Liste.
„Bist Du doof, wat denn für ne Liste, gib mir einfach paar mehr mit, dann bau ich die da ein und gut ist, bin ja nicht doof und hab neulich auch unseren alten Rasenmäher wieder ans Laufen gekriegt, und mein Kumpel ist Bäcker, der hat auch voll die Ahnung von Motoren“.
Wenn ich bei dem Typ Rasenmäher gewesen wäre, wäre ich auch weggelaufen, echt jetzt.
Ich versuche ihm in Ruhe zu erklären, dass es viele verschiedene Shims gibt, dazu eine Liste um die richtigen Größen zu ermitteln
NACHDEM man das jeweilige Ventilspiel vorher gemessen hat usw.
Naja, Ihr wisst ja was ich meine.
„Ne Alter, ich hab das ja früher schon oft gemacht bei der alten 750er (Four), das geht ganz easy mit den Schrauben oben nachzustellen“.
Potzblitz, jeden Tag kann man was dazu lernen, ist das nicht geil?
Ich versuche nochmal vorsichtig ihm zu erklären, dass es an der CBX gar KEINE Einstellschrauben an den Kipphebeln gibt, weil, die hat keine. Also keine Schrauben und auch keine Kipphebel.
Sinnlos, Mr. Perfekt weiß das besser:
„Macker, was bist Du denn fürn Spacken, ich denke Du sollst voll die Ahnung haben, also gib mir paar von den Scheiben und sag was ich abdrücken muss und gut ist“.
Völlig verstört und schon ganz verschüchtert verkrümel ich mich in eine Ecke, bin ja nur knapp 2 m groß, da ist man eher der ängstliche Typ.
Ganz leise frage ich, ob er denn auch das Einbauwerkzeug hat für die Shims.
Braucht er nicht, das ist nur Geldmacherei, das geht alles so, hat ja ne Werkzeugkiste da ist alles drin.
Da kamen mir sofort echte Zweifel, ob wir früher vielleicht doch zuviel Werkzeug und Teile zu den Langstreckenrennen mitgeschleppt hatten? Man weiß es nicht.
Ich schlage ihm vor, er soll das Moped mal anwerfen, ich möchte die Ventile mal kurz selbst hören.
Also raus unters Vordach, Spaßknopf gedrückt und er natürlich gleich bis zum Anschlag aufgedreht, von wegen wie toll der Motor doch läuft.
Ich sage, der tickert ja wirklich ziemlich, aber, ich glaube, das sind eher nicht die Ventile. Vorsichtshalber erst mal lieber mal Öl kontrolliert, und guck an, das von ihm und seinem Bäckerkumpel selbst scheckheftgeflegte Moped hat gar keins… Also kein Motoröl innen drin…
Ungläubiges Staunen bei dem Schrauberüberflieger, dann nochmal selbst probiert, aber Peilstab knochentrocken. Weil ich früher schon mal erlebt hatte, dass ein Kunde diesen Peilstab gekürzt hatte!!!!!!, warum auch immer, hole ich einen aus der Werkstatt, aber auch der bleibt komplett trocken.
Also bisschen Castrol geholt, wie gesagt von Alpha-Centauriöl wussten wir noch nichts, und nach mehr als
1,5 Litern war es dann am Peilstab ganz bisschen unten feucht.
Meine Güte.
Der Kumpel: „Alter, das kann die ab, ich bin eben mit 200 hergedüst, die rennt einwandfrei.“
Kommentar sinnlos, denn das geht gar nicht, solange gerade Strecken haben wir hier gar nicht, sondern Dorf an Dorf – und da sind 50 km/h und so.
Egal, ich hole mein Stethoskp und höre im Stand den Motor ab, und siehe da, am 6. Zylinder ganz eindeutiges Tickern, ganz anderes Geräusch als z.B. ein Ventil oder ein KW-Lager, eindeutig defektes Pleuellager.
Ich erkläre ihm das und empfehle ihm, das Ding nicht mehr anzuschmeißen, sondern biete an, ihm das Moped mit dem Hänger zu ihm nach Hause zu bringen – kostenlos.
Er: „Bist Du behindert oder was, dann fahr ich eben zu Louis und hol da die Metallplättchen und gut ist“
Ok, dann gute Fahrt und viel Erfolg beim einstellen – von was auch immer.
Er setzt sich auf sein Moped, schmeißt die an, lässt die IM STAND laufen (also keine Gasgrifforgien), will sich den Helm aufsetzen , und plötzlich ein lauter Knall, dann ein Poltern (Moped umgefallen) und wildes Schmerzgeschreie.
Ich war vielleicht 15 Meter von dem Drama weg, bin hingespurtet, CBX hingestellt, der Kumpel schrie wie am Spieß, das Schienenbein und der Fuß heftig am bluten, also sofort Notarzt angerufen, die haben ihn dann betäubt und ins Krankenhaus geschleppt usw.
Dort hat er wochenlang gelegen, viele schlimme Wunden, weil sich Metallsplitter vom geplatzten Motor bis in den Schienenbein- und die Fußknochen reingebohrt hatten, die zudem noch extrem verunreinigt waren (altes Öl usw.).
Ich hab zwar auch Bilder davon gemacht, aber die stelle ich hier selbstverständlich nicht ein, kann sich ja jeder selbst vorstellen.
Da sieht man dann erst ganz verdutzt, was für Kräfte da am werkeln sind, einige Splitter hatten sogar eine Drahtglasscheibe, die 2 Meter entfernt in der Wand eingebaut war, durchschlagen.
Das Thema Mopedfahren war damit für ihn erledigt, ich hab den Trümmer dann letztendlich gekauft, liegt noch hier in der Ecke, falls man mal Teile braucht...
Die technische Diagnose, und jetzt mal aufpassen Gerhard und nicht immer ALLES besser wissen als wir hier:
Die defekte Pleuellagerschale sieht man auf dem Bild ganz gut – also, wie sah Euere Pleuellagerschale und das Pleuellager aus?????
Denn Bilder haben wir davon ja von Dir, trotz mehrfacher Bitte von uns, noch immer nicht gesehen.
Was man auch gut sieht ist, welche Kräfte da schon im Standgas am werken sind, die Bilder vom Pleuel und dem komplett zerschlagenen Gehäuse sprechen für sich. Wie gesagt, Drehzahl war nur so um die 1000 U/min.
Die solltest Du Dir mal gut ansehen, denn wie Du dann erkennen kannst, ist der Pleuelzapfen optisch in fast einwandfreien Zustand (war er nach der Zerlegung auch beim nachmessen). Was also war genau auf Eurer Kurbelwelle für ein „Schaden“ zu sehen den Ihr am Küchentisch "repariert" habt????
Die Ursache in dem von mir beschriebenen Fall wird eine gelöste Pleuelschraube gewesen sein, deshalb
NIEMALS alte Pleuelschrauben wieder verbauen, speziell nicht bei der CBX, 900 F, 11 R usw.) sondern neue nehmen und die mit dem richtigen Drehmoment und einem geeichten Drehmomentschlüssel anziehen. Also nicht so ein Zeiger billigteil vom Grabbeltisch.
Ich hoffe daher für Euch, Ihr habt das auch beim Zusammenbau so beherzigt und das
Pleuelspiel ALLER Pleuel nachgemessen habt, wie ich es empfohlen hatte.
Sonst könnte es gut sein, dass wir schon wenige Tage, nachdem der Motor dann in den nächsten Jahren läuft, von einem ähnlichen „Mißgeschick“ von Euch hören.
Und hoffentlich habt Ihr dann auch den Rest des Motor gewissenhaft geprüft und ggf. nachgearbeitet, bzw. erneuert (Kolbenringe, Ventilsitze – und Spiele, Lager der Lima, Primärkettenlängung, Lagerspiel der Zündungswelle, Kettenspanner und Gleitschienen usw., usw. – aber wißt Ihr ja sicher alles selbst.
Aber dann wird sicher der gute Soichiro Imajiiri Schuld sein, Ihr auf keinen Fall.
Frohes Schaffen weiterhin und gutes Gelingen – und jetzt will ich das abgerissene Pleuel am Band haben für den längsten Beitrag hier.
Lasst es Euch allen gut gehen und viel Spaß mit Euren CBXen und sonstigen Mopeds
Willy
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