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Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Mo 23. Dez 2024, 14:51
von Forum Member
Hallo zusammen,

nachdem ich meine Gehäuseteile vom Lackieren zurückbekommen habe, habe ich in den letzten Tagen die ganzen Teile zusammengepuzzelt.
Eigentlich kein großes Ding aber drei Dinge waren auffällig:

1. Der abgebrochene Steg im unteren Gehäuseteil unterhalb der Steuerkette. Meiner Meinung eigentlich ein Indiz für eine gerissene Steuerkette. Allerdings müssten dann eigentlich weitere "Marker" zu finden sein. Aber sonst absolut nix zu sehen. Möglicherweise ist der Steg auch schon bei der Montage im Werk abgebrochen, weil sich bei der Montage die Steuerkette verheddert hat.
Wie auch immer, ich geh mal davon aus, dass das Gehäuse trotzdem stabil genug ist.

2. Bei der Montage der Nockenwellenlagerböcke haben sich spontan zwei der Befestigungsschrauben verabschiedet, trotz aller Vorsicht beim Eindrehen.
Ich hab jeweils beide Schrauben eines Lagerbocks abwechselnd und langsam eingedreht und mit einer kleinen Ratsche bis auf Block geschraubt. Dabei sind sie ohne große Krafteinwirkung einfach abgebrochen.
Ich hab mir dann einen kleinen Zapfen gedreht, der in den Passtift passt und mittig ein 3 mm Loch reingebohrt als Führung für einen linksdrehenden Bohrer. Und siehe da, gleich nachdem der Bohrer leicht gegriffen hat, hat sich die Schraube jeweils problemlos ausgedreht !
Was bleibt ist ein ungutes Gefühl - Härtefehler, Materialermüdung, doch ein Fehler beim Eindrehen ?

3. Bei der Montage der Nockenwellen für Zylinder 1-3 stand ich mir selber im Weg, da ich sie eingelegt hatte, ohne den Motor samt den Wellen für Zylinder 4-6 um 360° weitergedreht zu haben. Das Problem war aber schnell erkannt und behoben, hat mich aber zu folgendem Gedankenexperiment veranlasst:
Was wäre passiert, wenn ich die Nockenwellen für 1-3 tatsächlich um 180° versetzt eingebaut hätte ? Sie würden dann gleich wie 4-6 stehen. Da auch die Zündung für 1+6, 2+5 und 3+4 gleich ist (normalerweise geht der Funke dann in den Auslasstakt) würde auch eine Zündung erfolgen.
Hätte ich einen sogenannten "BigBang" Motor, bei dem immer zwei Zylinder gleichzeitig zünden ?
Hab ich nen Denkfehler oder hat das vielleicht schon mal jemand probiert (absichtlich oder unabsichtlich) ?

Viele Grüße, besinnliche Festtage und schon mal einen guten Rutsch
Manfred

Re: Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Mo 23. Dez 2024, 18:28
von Forum Member
Moin Manfred
Die kleine Alufinne , die da Abgängig ist , sehe ich bei jedem dritten oder viertem Motor so beschaffen .
Ich habe schon lange beschlossen , das zu Ignorieren . Man könnte das wieder Anschweißen lassen . Aber nun ist bei dir Lackiert .
Im Werk wird das ganz sicher nicht passiert sein , so wie du meintest .
Ich denke auch immer an eine gerissene Steuerkette . Ob die Alufinne relevante Bedeutung hat zb. für die Ölspritzrichtung oder Ölfang zur Entschäumung etc. , bezweifele ich jetzt einfach .
Daniel oder jemand anders , der sich gerne mit Technischen Details befasst , kann ja vielleicht noch was gescheiteres dazu beitragen .

Die Nockenhalter Schrauben sind alte Bekannte für genau dieses . Wenn man sie gegen Licht hält , dann sieht man schon mal eine Dünnstelle im oberem Gewindeteil .
Glückwunsch zur geglücktem OP . Da habe ich schon oft sehr ungeile Sachbeschädigungen gesehen , wenn die Leute mit dem M4 Bohrer seitlich geraten und dann kommt am Ende ein M8 - M10 Bohrer zum Einsatz .
Die orig. Schrauben sind von 10,9 oder 12,9er Qualität . Das kann vielleicht ein Metallfachman besser beurteilen .
Mit alten Gebrauchten Schrauben , ist das auch so eine Sache , in diesem Punkt .
Ich war es Leid und habe mir DIN 931 Kistenware gekauft . Das hat auch bischen was gekostet , jedoch immer jede Schraube beim Holländer zu bestellen , würde klar teurer .
Bei der langen im Ölführendem Lagerbock muss man prüfen , ob das Öl genug Platz hat , weil der Vollschaft hier etwas dicker ist .
Ich habe jedenfalls 10,9er Qualität gewählt . Das ist schon was für die alten M6 Alugewinde , wo sowieso nur Handfest mit Gefühl Angezogen werden darf .
Einen Drehmomentschlüssel benutze ich hier gar nicht .
Bei 12,9 hätte ich die Bedenken , das sie wieder zu Hart und Spröde sind .
Du musst es selber entscheiden , was für Qualitäten oder Orig, Neu , du bevorzugst .
Wichtig ist , sie dürfen nicht Galvanisch verzinkt sein !
Du kannst von meinen welche bekommen , dir im Netz suchen , oder beim Holländer alle gleich neu bestellen ?
Gruß Alexander

Re: Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Mo 23. Dez 2024, 19:15
von Forum Member
Hallo Alexander,

danke für Deine Rückmeldung.
Das mit der Finne sehe ich auch unkritisch. Gleichwohl, wenn ich es vor dem Lackieren bemerkt hätte, in meiner Nachbarschaft gibt es jemand der Laserschweissen tut. Für den wäre es ein Leichtes gewesen.

Danke auch für Dein Angebot mit den Schrauben, aber ich hab auch noch welche. Ich hab am ehesten die Vermutung, dass es ein Härtefehler war im Zusammenhang, dass der Lagerbock vielleicht noch ein halbes Winkelgrad Schräglage hatte und die Schraube ein Biegemoment abgekriegt hat.
Warum es hier nicht eine "normale" 8.8 Qualität tut entzieht sich allerdings meiner Logik, weil ich das Problem auch eher in den ausgenudelten Alu-Gewinden sehe.

Gruß Manfred

PS: Was ist der Grund, weshalb die nicht galvanisch verzinkt sein dürfen. Mal abgesehen davon, dass es sinnlos wäre ?

Re: Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Mo 23. Dez 2024, 20:28
von Forum Member
Hallo Manfred
Beim Galvanischen Verzinken tritt Wasserstoffversprödung ein, was bei Festigkeiten jenseits von 10.9 zum tragen kommt.

Zum Big Bang Motor hast Du recht: so etwas ist einigen Leuten aus Versehen geschehen. Der richtige "Big Bang" erfolgt innerhalb kürzester Zeit: Steuerkettenriß mit Ventilsalat :-( . Die Kette ist für doppelt so hohe Belastung nicht ausgelegt.

3 kurze Nockenwellenlagerschrauben sind bei mir auch zu Bruch gegangen, habe alle kurzen Schrauben erneuert.
https://cbxforum1.de/viewtopic.php?t=2721
Hab noch 12.9er Schrauben über.

Re: Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Mo 23. Dez 2024, 21:35
von Forum Member
In Amerika heißt das 25-mile-fix, also wenn die NoWe-Hälften falsch eingebaut werden. Wenn man damit fährt, reisst die Steuerkette (wie von ahrensan treffend beschrieben) und zwar nach ziemlich genau 40km oder halt 25 Meilen.

Ich habe die Fehlmontage auch schon geschafft, aber den Fehler beim ersten Motorstart nach der Montage sofort gehört. Selbst meine Frau kam aus dem Garten in die Garage gelaufen, als sie die Misstöne vernahm, damit fahren nur taube Menschen los. Hint: wenn die Nocken von Zylinder 1 zur Kerze zeigen, müssen die vom 6er von ihr weg zeigen.

Re: Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Mo 23. Dez 2024, 21:56
von Forum Member
Achim Grabbe hat geschrieben: Mo 23. Dez 2024, 21:35 In Amerika heißt das 25-mile-fix, also wenn die NoWe-Hälften falsch eingebaut werden. Wenn man damit fährt, reisst die Steuerkette (wie von ahrensan treffend beschrieben) und zwar nach ziemlich genau 40km oder halt 25 Meilen.

Ich habe die Fehlmontage auch schon geschafft, aber den Fehler beim ersten Motorstart nach der Montage sofort gehört. Selbst meine Frau kam aus dem Garten in die Garage gelaufen, als sie die Misstöne vernahm, damit fahren nur taube Menschen los. Hint: wenn die Nocken von Zylinder 1 zur Kerze zeigen, müssen die vom 6er von ihr weg zeigen.
Na was ein Glück daß ich dem Motor alle Ketten neu spendiert habe 😅

Re: Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Di 24. Dez 2024, 00:06
von Forum Member
Na, das ist ja bei der Laufleistung generell eine gute Idee. Ich hatte alle Ketten zuletzt bei ~84k getauscht und das war vermutlich der Zeitpunkt meines o.g. 25-mile-fix. Wie geschrieben habe ich damit den Motor angelassen, gehört was falsch läuft und umgehend die NoWe richtig montiert.

Re: Wenn man einen Motor zusammenbaut ...

Verfasst: Di 24. Dez 2024, 10:38
von Forum Member
Danke für die Rückmeldung.
Ich habs beim Ventilspieleinstellen gemerkt. Motor is noch auf der Werkbank.
Schön, dass ich nicht der Einzige bin, der's (fast) verschusselt hat.